Die Angst vor Menschen an sich stellt zunächst eine natürliche und überlebensnotwendige Reaktion des Körpers dar. Sie tritt auf, wenn eine Person oder Situation als bedrohlich eingeschätzt wird. Auch die Angst in Prüfungssituationen oder die Angst bei Bewerbungsgesprächen kann eine vollkommen normale Reaktion sein. Als Soziale Phobie werden Angstzustände vor anderen Menschen nur dann bezeichnet, wenn sie situationsunangemessenen sowie sehr stark und dauerhaft ausgeprägt sind.
Die Angst kann in Alltagssituationen wie beim Einkaufen oder beim Spazierengehen auftreten. Auch Angst im Büro oder Angst beim öffentlichen Essen ist denkbar, denn Menschen mit Sozialer Phobie leiden generell unter dem Gedanken, von anderen Personen beobachtet oder bewertet zu werden. Kennzeichnend für eine Soziale Phobie ist, dass sie sich nicht allein an der Angst vor einer einzelnen Handlung festmachen lässt, die dann umgangen werden könnte, sondern in nahezu jeder Situation mit Drittpersonen auftreten kann und auch auftritt. Diese Situationsangst wurde früher als soziale Neurose oder „krankhafte Schüchternheit“ bezeichnet. Tatsächlich ist der Übergang von der Schüchternheit zur wirklichen Soziophobie oft schwer zu definieren, neusten Forschungen zufolge sollen jedoch bis zu 8% der deutschen Bevölkerung an einer Sozialen Phobie leiden.
Ursachen
Die Ursachen für eine Soziale Phobie liegen oft in der Kindheit. Da Schüchternheit und gerade die Angst vor dem anderen Geschlecht in der Pubertät als Normalfall angesehen werden, erfolgt eine tatsächliche Anerkennung als Sozialphobie oft erst in einem sehr späten Stadium. Die Pubertät ist eine sehr kritische Lebensphase, in der sich Unsicherheit bis hin zur Sozialangst verfestigen kann. In der Regel geht die Entstehung von sozialer Phobie jedoch zusätzlich mit Kränkungen, Frustrationen oder Demütigungen durch Dritte einher. Die Pubertät erklärt das Auftreten von Sozialer Phobie also nicht allein, vielmehr können eben genannte Faktoren die Soziale Phobie auch bereits vor oder nach ihr auslösen. Aus einem scheinbar selbstbewussten und abgeklärten Menschen kann durch eine schmerzhafte Trennung oder Scheidung, einen Umzug in eine fremde Stadt oder plötzliche Arbeitslosigkeit ein sozial Ängstlicher werden. Die zurzeit zunehmende Mobilität, der unsichere Arbeitsmarkt und die häufigeren Partnerwechsel liefern so auch eine Erklärung für den Anstieg der Erkrankungen insgesamt. Dabei könnte die Erkrankung durch Vorbeugung oder bei frühzeitiger Erkennung der Symptome vermieden oder zumindest bereits im Anfangsstadium durch verschiedene Behandlungsmöglichkeiten wie Hypnose überwunden werden. Gerade die Auseinandersetzung mit den Symptomen der sozialen Angst wird jedoch oft gescheut.
Symptome
Die Soziale Phobie geht oft mit Merkmalen von Depressionen einher. Die Betroffenen weisen ein mangelndes Selbstwertgefühl auf und Beurteilen ihre Beziehungen zu anderen Menschen oft viel negativer, als diese eigentlich sind. Die Angst vor anderen Menschen drückt sich aus durch Herzrasen, Zittern, Erröten, Schwitzen sowie Verkrampfungen und Sprechhemmungen. Auch Panikgefühle und Beklemmungsgefühle in Brust- und Magen zählen zu den Symptomen der Angst. Oft versuchen Betroffene sich selbst zu kurieren und konsumieren vor entsprechenden Situationen wie Familienfesten, Referaten oder generell öffentlichem Auftreten Alkohol oder andere Drogen um sich aufzulockern. Daher kann auch Alkoholismus und Drogenmissbrauch als Hinweis auf eine Soziophobie gedeutet werden. Die Angst, dass andere Menschen ihnen ihre Soziale Phobie anmerken könnten, verstärkt diese oftmals noch. Dies kann zu Vermeidungsverhalten führen. Statt die Angst durch Therapie oder Konfrontation zu überwinden, meidet der Betroffene fortan Situationen, in denen er der Beurteilung Dritter ausgesetzt sein könnte. Dies kann bis hin zur sozialen Isolation führen.
Diagnose
Bevor die Soziale Phobie diagnostiziert wird, muss der Betroffene die Angst erst als eine solche Alltagseinschränkung wahrnehmen, dass er einen Arzt aufsucht. Dies geschieht oft erst spät, nämlich in dem Stadium in dem die Angst vor der Angst bereits sein Leben bestimmt. Diagnostiziert wird die Soziale Phobie also oft dann, wenn die Belastung für die Menschen so groß geworden ist, dass sie nicht mehr alleine verarbeitet werden kann. In diesen Fällen wird vom Arzt eine Therapie empfohlen. Der optimalere Schritt wäre jedoch bereits eine früh angesetzte Therapie oder Vorbeugung vor Angst.
Therapie
Mittels einer Verhaltenstherapie können Betroffene lernen, ihren oftmaligen Perfektionsanspruch aufzugeben und sich selbst zu akzeptieren und somit unabhängiger von Meinungen Dritter zu machen. Zur Überwindung der Angst wird auch angestrebt, dass die Patienten ihre negativen Bewertungen durch angemessenere ersetzen, was das Selbstwertgefühl steigen lässt und empfänglicher für eventuelle Kritik oder Ablehnung macht. Auch Entspannungsübungen wie autogenes Training werden zur Angstlinderungen angeboten. Medikamente wie Benzodiazepine bergen allerdings oft die Gefahr des Missbrauchs und sollten nur in Ausnahmefällen und für einen kurzen Zeitraum verschrieben werden. Eine andere Option stellt die Angsttherapie mit Hypnose dar. Die Hypnotherapie kann helfen, Erlebtes aufzuarbeiten und den wahren Ursachen der Angst vor Menschen auf den Grund zu gehen. Dabei können auch Selbsthilfegruppen und ein gemeinsamer Austausch sowie die gemeinsame Entwicklung von Lösungsstrategien von Nutzen sein.