Allgemeines / Grundlegendes
Als Flugangst oder auch Aviophobie wird stark und dauerhaft ausgeprägte Angst vor dem Fliegen bezeichnet. Während ein gewisses Maß an Angst vor dem Fliegen als normal und auch situationsangemessen bezeichnet werden kann, so bezeichnet Aviophobie dermaßen starke vor oder während des Fliegens auftretende Angstzustände, die letztlich zur Umgehung von Flügen und zu möglichen Einschränkungrn im Berufs- und Privatleben führen, die dann oft von betroffenen Personen unter hohen Kosten in Kauf genommen werden.
Vor allem die zunehmende Internationalisierung, Vernetzung und Arbeitsteilung in der Berufswelt macht es heute für Betroffene ohne erhebliche Karriereeinbußen schwierig, Flüge auf Dauer zu umgehen – ganz abgesehen von den zahlreichen Urlaubszielen, die so kaum oder gar nicht erreichbar werden können, aber zur Erholung vom Arbeitsstress und Alltag beitragen würden. Stress, der umgekehrt wiederrum auf Dauer Ängste befördert. Gerade ein längeres Vermeidungsverhalten wird wie bei anderen Ängsten auch die Flugangst in den meisten Fällen immer weiter erhöhen. Laut dem Deutschen Flugangst-Zentrum sind etwa 10% der deutschen Bevölkerung aufgrund ihrer Angst bisher noch nie geflogen. Desweiteren fühlen sich etwa ein Drittel bis die Hälfte aller Passagiere im Flugzeug unwohl, darunter etwa gleichviele Männer und Frauen. Angst im Flugzeug ist also keine Einzelerscheinung und das, obwohl das Flugzeug statistisch gesehen zu den sichersten und komfortabelsten Verkehrsmitteln gehört.
Ursachen
Die konkreten Ursachen einer Flugangst zu ermitteln stellt sich oft als problematisch heraus. Betroffene können meist keine konkreten Erfahrungen oder Ereignisse als Auslöser benennen. Fest steht: Die wenigstens haben Angst vor dem Fliegen, weil sie noch nie geflogen sind. Laut einer Studie vom Deutschen Flugangst-Zentrum seien die Flugängste hingegen plötzlich aufgetreten und hätten sich im Laufe der Zeit verstärkt. Bei einem Viertel der Befragten ist die Flugangst zudem Teil einer anderen Angst, wie beispielsweise Platzangst.
Oft scheint Flugangst ein Teilresultat der Medienhysterie um Flugzeugunglücke zu sein, von denen selbst lokale Medien berichten, egal auf welchen Erdteil sie geschehen. Zu nennen sind hier auch vor allem die Unglücke mit Prominenten an Bord. Es setzt sich so die Überzeugung fest, dass Fliegen extrem gefährlich sei. Dies ist jedoch ein Trugschluss und empirisch nicht haltbar – gleichwohl allein diese empirische Erkenntnis die Angst dann nicht mehr vertreibt. Schließlich kommt hinzu, dass das Fliegen an sich dem Menschen fremd ist und unnatürlich erscheint. Einem Empfinden, dem sich auch prominente Vielflieger wie Til Schweiger, Bushido oder gar der Dalai Lama offenbar nicht entziehen können – zumindest gaben diese in Interviews an, unter Flugangst zu leiden.
Symptome
Flugangst äußert sich in der Regel sehr unterschiedlich. Während Männer in der Regel ein „Allgemeines Unwohlsein“ empfinden, benennen Frauen „Herzrasen“ als häufigstes Symptom. Je nach Ausmaß der Angst kann dies jedoch auch bis zur Panikausbrüchen reichen. Betroffene empfinden die Situation im Moment der Angstreaktion dann oft als lebensbedrohlich. Dabei muss die Angst nicht erst im Flugzeug auftreten. Im Gegenteil äußert sie sich in der Regel bereits im Vorfeld, beispielsweise ab dem Buchen des Fluges. Häufige Beschwerden von Aviophobikern sind unter anderem feuchte oder kalte Hände, Atemnot, Schweißausbrüche, Appetitlosigkeit oder Magen-Darm-Störungen wie Übelkeit oder Durchfall.
Ein typisches Anzeichen für eine Aviophobie ist das Vermeidungsverhalten, das heißt das Vermeiden von Flügen. Dies verstärkt wie erwähnt die Angst jedoch nur weiter. Auch können Betroffene vor dem Flug versuchen ihre Flugangst durch den Konsum von Alkohol oder Betäubungsmitteln zu bekämpfen. Je nach Situation kann dies kurzfristig möglicherweise eine überbrückende Lösung darstellen, die Angstsymptome mildert dies jedoch nicht.
Diagnose
Zur Minderung der Angst beziehungsweise dem Besiegen der Flugangst ist eine Therapie nötig. Bevor diese angegangen werden kann, ist es nötig oder zumindest hilfreich, dass eine Flugangst diagnostiziert wird. Dazu muss der Betroffene die Angst erst als eine solche Alltagseinschränkung wahrnehmen, dass er Hilfe aufsucht. Dies geschieht oft erst spät, nämlich in dem Stadium in dem die Angst vor der Angst bereits sein Leben beeinträchtigte.
Therapie
Manche Fluggesellschaften bieten Trainingseinheiten für entspanntes Fliegen an, wie das Lufthansa Seminar gegen Flugangst, bei sowohl mit Entspannungsübungen sowie durch technische Informationen durch einen Piloten versucht wird, die Angst vor dem Fliegen zu besiegen. Wer hierfür das nötige Kleingeld besitzt, ist damit sicherlich gut beraten. Auch kann es je nach beruflichen Erfordernissen möglich sein, dies durch die eigene Firma finanzieren zu lassen, wenn die Angst zuvor diagnostiziert wurde, sodass es sicherlich einen Versuch wert wäre. In der Regel speist sich die Aviophobie jedoch wie bereits erwähnt ja eben nicht aus logisch-analytischen Merkmalen. So ist die Wahrscheinlichkeit in einem Verkehrsunfall zu sterben ungleich höher. Dies ist Betroffenen oft bewusst, aber Statistiken oder detaillierte Informationen über die Sicherheit von Flugzeugen helfen eben nur in den seltensten Fällen eine Art irrational-übersteigerte Angst zu besiegen.
Auch wenn genauere Informationen über die Beschaffenheit von Flugzeugen oder ein Blick ins Cockpit also auch einen Faktor zur Vertrauensgewinnung darstellen können, sind von Flugangst Betroffene oft mit einer Therapie beim Psychologen oder einer Hypnosetherapie besser beraten. Bei schwächeren Ausprägungen von Flugangst kann es auch reichen bestimmte Techniken vorab zu trainieren, die zur Entspannung im Flugzeug beitragen, wie etwa das autogene Training, die progressive Muskelentspannung oder bestimmte Atemübungen. Auch kognitive Therapie die die Denkmuster aufdeckt, die die Angst aufrechterhält, kann hier sehr hilfreich sein. Die unterdrückten und versteckte Denkmuster sind auch der Fixpunkt, an dem Hypnosetherapien ansetzen um die Flugangst langfristig zu überwinden. Je nach individueller Situation kann es vor, parallel zu oder nach der Therapie auch hilfreich sein erstmals Flughäfen zu besuchen, die Menschen und Maschinen zu beobachten oder einmal einen kleinen persönlichen Rundflug im Cockpit einer kleinen Motormaschine mitzumachen, die in Städten oft angeboten werden, um einen Bezug zur Maschine zu erlangen. Abgeraten werden sollte in jedem Fall von Flügen in Segelflugzeugen. Die Annahme zur Bekämpfung von Flugangst sei ein kurzer Inlandflug oft ein guter Ansatzpunkt ist hingegen falsch, da diese aufgrund der kurzen Strecke oft in niedriger Höhe fliegen und so deutlich mehr Turbolenzen ausgesetzt sind. Für von Flugangst Betroffene eignen sich als erste Flüge daher eher mittellange Strecken wie von Deutschland nach Mallorca oder in die Türkei, in denen das Flugzeug in ausreichender Höhe stabilisiert wird.