Allgemeines / Grundlegendes
Angst vor dem Zahnarzt ist weit verbreitet. Laut verschiedenen Umfragen fürchten sich drei von vier Befragten vor dem Zahnarzt. Wie jede Angstform ist auch die Angst vor dem Zahnarztangst zunächst also nichts Ungewöhnliches. Schließlich gibt es sicherlich angenehmere Situationen als relativ hilflos auf einem zurückgeklappten Stuhl zu liegen und jemanden in seinem Mund hantieren zu lassen. Etwa vierzig Prozent der Befragten schieben den Zahnarztbesuch allerdings so lange auf, bis sie unter starken Schmerzen leiden. Dass das Herauszögern des Besuchs die Zahnprobleme und somit die Behandlung letztendlich oft verschlimmert, wird dabei oft ausgeblendet. Bei etwa jedem zwanzigsten führt die Angst letztendlich sogar dazu, dass sie aus Angst vor der Zahnbehandlung gar nicht mehr zum Zahnarzt gehen. Eine solch übersteigerte Angst ist auf diverse Ursachen zurückzuführen und rational für das Umfeld häufig nicht fassbar. Betroffene reagieren oft mit Scham und Zurückhaltung, dabei gibt es zahlreiche Therapiemöglichkeiten, Ansätze und Möglichkeiten, die die Angst lindern beziehungsweise besiegen können.
Ursachen
Die Ursache für eine spezielle Angst vor Zahnärzten kann in schlechten Kindheitserlebnissen liegen. Genauer gesagt: Angst vorm Zahnarzt kann durch ein verschlepptes Trauma eines vergangenen einmaligen Zahnarztbesuches oder aber auch durch übertriebene Erzählungen aus der Umgebung und behandlungsängstige Eltern ausgelöst werden. Dabei wird das Trauma als Ursache am häufigsten angegeben, der von Betroffen am zweithäufigsten genannte Grund für das Aufschieben des Zahnarztbesuches ist die Angst vor Spritzen. Generell scheinen Patienten, die bereits unter Angstkrankheiten leiden, eher dazu neigen, auch eine Angst vorm Zahnarzt zu entwickeln. So können von einer Sozialen Phobie betroffene Patienten oftmals sich nicht trauen, den Zahnarzt überhaupt aufzusuchen, oder aber schlichtweg kein Vertrauen zum Arzt und seinem Personal aufbauen. Auch können mehrere eher negative Zahnarztbesuche schlichtweg zu einer Konditionierung des Patienten führen, der bereits im Vorfeld und während der Behandlung Angstzustände bekommt und möglicherweise Schmerz empfindet. Fast immer damit verbunden ist die Angst vor Schmerzen. Hat man Platz genommen und wird der Zahnarztstuhl nach hinten geklappt, fühlt man sich oft ausgeliefert und ohne Einfluss- oder Fluchtmöglichkeiten. Die Angst verstärkt sich auch dadurch, dass es für den Patienten oft nur schwer beziehungsweise überhaupt nicht nachvollziehbar ist, was da gerade geschieht.
Symptome
Als Symptome gilt somit die Herauszögerung von Zahnarztbesuchen, die absichtliche Erfindung von Ausreden oder der komplette Verzicht auf Zahnarztbesuche. Vorzeichen können Schweißausbrüche oder Panikattacken darstellen. Auch ein beim Zahnarztbesuch auftretender Würgreflex, der zukünftige Behandlungen nach Meinung des Betroffenen „unmöglich“ mache, sowie der Vorwurf, Zahnärzte würden sowieso nur „Geld verdienen“ wollen, können als Symptome angesehen werden. Vor allem in Verbindung mit Zahnschmerzen, die dann fatalerweise lieber auf Dauer in Kauf genommen werden, anstatt einen Arzt aufzusuchen, muss eine Zahnarztphobie diagnostiziert werden.
Diagnose
Bevor die Zahnarztphobie diagnostiziert wird, muss der Betroffene die Angst erst als eine solche wahrnehmen und sich überwinden einen Arzt aufzusuchen. Dies geschieht oft erst spät, nämlich in dem Stadium, in dem die Angst vor dem Zahnarzt, aber auch die Angst vor der Angst an sich, bereits zu solch schwerwiegenden Zahnproblemen geführt hat, dass sie nicht mehr ignoriert werden kann und/oder dem eigenen Umfeld auffällt. Der optimalere Schritt wäre somit bereits vor der Entwicklung eines Vermeidungsverhaltens eine Therapie zu beginnen, um künftige Belastungen, Schmerzen und Behandlungskosten zu vermeiden. Gerade Männer tun sich dabei häufig schwerer als Frauen. Als Hilfe, das oftmals von Betroffenen empfundene Schamgefühl zu überwinden, können beispielsweise erste Gespräche mit Vertrauenspersonen oder anonyme, dem Thema gewidmete, Internetforen darstellen.
Therapie
Bei Angst vor dem Zahnarzt kann ein Wechsel zu einem Zahnarzt mit Zusatzausbildung als Psychotherapeut sehr sinnvoll sein. Diese bieten oft verschiedene Möglichkeiten an, mit der Angst umzugehen. Vor allem sind diese geschulter in der Situation und vermitteln ausführlicher, was sie gerade tun. Eine Möglichkeit beispielsweise den Stress zu vermindern ist auch das Hören von Musik oder das Ansehen von Filmen während der Behandlung, da dies die Bohrgeräusche übertönt und ihre Aufmerksamkeit von der Situation ablenkt.
Auch gibt es inzwischen Zahnärzte, die sie zuvor zur Entspannung auf eine Art Phantasiewelt schicken, während andere auch Hypnose einsetzen, um sie noch besser abzulenken und zu entspannen. Welche Art der Therapie am hilfreichsten ist, sollte im Dialog mit dem Therapeuten entschieden werden. Auch Verhaltenstherapien oder Entspannungsübungen wie autogenes Training werden zur Angstlinderung angeboten. Mithilfe der Hypnotherapie kann auch Erlebtes und Verdrängtes aufgearbeitet, und somit die Ursachen der Angst, aufgearbeitet werden.
Bei akuten oder zunächst therapieresistenten Fällen ist auch eine Vollnarkose eine Lösung, die aber nur von einem ausgebildeten Anästhesisten und somit nicht von jedem Zahnarzt verabreicht werden darf. Eine Narkose ist allerdings immer risikoreicher als eine örtliche Betäubung, weshalb nach Möglichkeit, gerade bei mehreren anstehenden Behandlungen, andere Optionen bevorzugt werden sollen – auch ist gegebenenfalls eine Rücksprache mit der Krankenkasse zu empfehlen.
Zudem sei darauf hingewiesen, dass es heutzutage zahlreiche Möglichkeiten gibt, den Schmerz beim Zahnarzt zu lindern. Selbst vor der eigentlichen Betäubungsspritze kann die Einstichstelle mit einem betäubenden Spray oder eine Creme eingesprüht werden, sodass diese ebenfalls nicht mehr wahrgenommen wird. Bei starker Aufregung kann beim Arzt im Vorfeld auch um ein Beruhigungsmittel oder Schmerztabletten gebeten werden.