Allgemeines / Grundlegendes
Kaum ein Kind geht freudestrahlend mit zum Arzt. Mitunter kann der Besuch beim Kinderarzt aber eine schier unüberwindbare Herausforderung darstellen. Oftmals fängt der Nachwuchs schon im Auto auf dem Weg zur Praxis an zu Brüllen und zu Weinen. Die Kinder lassen sich dann kaum oder gar nicht mehr beruhigen, sodass Arztbesuche teilweise abgebrochen werden müssen. Wichtig ist, die Angst des Kindes ernst zu nehmen. Ein Abbruch des Arztbesuches kann daher eine angemessene Reaktion sein, wenn das Kind sich derart fürchtet. Auf Dauer stellt das selbstverständlich aber keine Lösung dar.
Die Angst des Kindes vor dem Kinderarzt muss überwunden werden, da Arztbesuche letztendlich unumgänglich sind. Vor allem bei akuten Erkrankungen kann dies sonst schnell gefährlich werden. Außerdem liegen die Ursachen von Iatrophobie, der Angst von Erwachsenen vorm Arzt, oft an den Erfahrungen in der Kindheit. Das Einreden auf das Kind zeigt meist aber keine Resultate. Je stärker versucht wird auf das Kind gut einzureden, desto stärker wird auch sein Fluchtdrang. Wie reduziert man also die Angst des Kindes vor dem Kinderarzt?
Ursachen
Zur Reduzierung der Angst des Kindes vor dem Kinderarzt ist es hilfreich, zunächst mögliche Ursachen oder Faktoren zu kennen, die sie verschlimmern. Dabei müssen sich Eltern bewusst machen, dass Angst vor solch einer Situation für Kinder vollkommen normal ist. Es handelt sich um eine unbekannte, oft eher seltsam wirkende Umgebung mit merkwürdigen Gerüchen und Instrumenten. Kinder fühlen sich daher beim Arztbesuch sowieso schnell unbehaglich. Die Ursache für eine übersteigerte Angst kann dann auch oft nicht konkret an einem einzelnen Ereignis festgemacht werden. Gerade dann fällt es Eltern schwer, darauf angemessen zu reagieren. In der Tat verstärken Eltern diese Angst häufig sogar, indem sie selbst unruhig und gestresst werden. Ihre Angst vor einem möglichen Weinkrampf des Kindes beim Arzt spürt das Kind. So wird die Angst des Kindes deutlich verschlimmert. Auch ein unpersönlicher Umgang des Arztes mit dem Kind oder schmerzhafte aber unvermeidbare Erfahrungen wie Blutabnahme oder Impfungen können selbstverständlich als Ursachen ausgemacht werden.
Symptome
Angst vor dem Kinderarzt kann sich sehr unterschiedlich äußern. Symptome sind generell Weinen, Brüllen und aggressives Verhalten des Kindes in der Praxis oder bereits auf dem Weg dahin. Auch flaue Gefühle im Magen oder Erbrechen beim Arzt sind nicht unüblich. In jedem Fall äußern sich die Symptome in der Regel direkter als bei der Angst von Erwachsenen vor dem Arzt – der Iatrophobie. Eine Überwindung der Angst des Kindes vor dem Kinderarzt ist auch daher wichtig, da sich diese selbstverständlich nicht auf den Kinderarzt beschränkt. Vielmehr liegen die Ursachen für Iatrophobie bei Erwachsenen oft an ihren Erfahrungen mit Ärzten in ihrer Kindheit. Während hier oft eine Therapie oder Beruhigungsmittel von Nöten sind, um die oft unbewussten Ursachen aufzudecken und die konkrete Angst im Ernstfall zu überwinden, gibt es bei Kindern eine weitere Reihe an Möglichkeiten und Ansätze, um die Angst vor dem Kinderarzt zu überwinden. Vor allem der Einsatz von Beruhigungsmitteln muss zur Gesundheit des Kindes natürlich ausgeschlossen werden.
Therapie / Überwindung der Angst
Tritt einmal beim Kind Angst vorm Kinderarzt auf, so ist es wichtig einen entspannten Umgang mit der Situation und der Angst zu üben. Damit ist nicht einmal primär das Kind selbst gemeint, sondern vor allem die Eltern. Wie schon erwähnt, verleitet oft gerade die Unruhe der gestressten Mutter oder des gestressten Vaters im Vorfeld des Arztbesuches beim Kind zu Angstzuständen. Auch resultiert ein Aufputschen des Arztbesuches zu einem außergewöhnlichen oder besorgniserregenden Ereignis in ähnlicher Anspannung. Der Arztbesuch sollte hingegen ungeachtet der möglichen Angst als ein normales, alltägliches und schlicht notwendiges Ereignis vermittelt und angegangen werden.
Sehr hilfreich kann es sein, einen Arztbesuch zu Hause zu üben. Dies gelingt beispielsweise zu Hause mit den eigenen Kuscheltieren. Kontrolluntersuchungen können so spielerisch vermittelt werden, was unangenehme Überraschungen in der Praxis vermeidet. Auch kann so die Notwendigkeit und den Sinn der Untersuchungen vermittelt werden. Dies gelingt auch durch das Lesen von entsprechenden Kinderbüchern, die Arztbesuche verhandeln. Gründliche Vorbereitung des Arztbesuches ist also entscheidend.
Wichtig ist auch, das Kind über die bevorstehenden Ereignisse nicht anzulügen. Wenn sie fragen, ob Spritzen oder Blutabnahme mit Schmerzen verbunden ist, sollte dies zwar auch nicht aufgeputscht, aber auf keinen Fall verneint werden. Das Vertrauen in die Aussagen der Eltern und der Fachleute könnte ansonsten darunter leiden und zukünftige Besuche ungleich erschweren. Stattdessen sollte das Kind lieber nach dem überstandenen Arztbesuch für seinen Mut und seine Tapferkeit gelobt und am besten mit etwas Süßem oder anderem Positiven belohnt werden.
Vermieden werden sollte außerdem, Ärzte mit lediglich negativen Gedankengängen in Verbindung zu bringen. So ist die Androhung von Arztbesuchen beim ungründlichen Zähneputzen oder Händewaschen eher zu unterlassen.
Optimal wäre es, bereits vor dem ersten akuten Fall einen Kinderarzt aufzusuchen. Da ansonsten oft Impfungen oder unangenehme Untersuchungen bei Krankheit die ersten Kontakte mit Ärzten darstellen und diese oft zu einer Ablehnung führen. Durch einen vorzeitigen Besuch hingegen kann Vertrauen in einer entspannteren Atmosphäre hergestellt werden. Vertrauen ist letztendlich oft der ausschlaggebende Faktor und trägt maßgeblich zur Beruhigung des Kindes bei.
Viele Eltern überlegen oft, den Kinderarzt zu wechseln. Unter Beachtung der genannten Faktoren ist dies jedoch nur selten wirklich ratsam. Vielmehr sollte der Besuch schlichtweg gründlich vorbereitet werden. Zeigt der Arzt wenig Zeitgefühl und erinnert die Abfertigung beim Arztbesuch eher an Fließbandarbeit, so ist ein Wechsel selbstverständlich ratsam. Es muss aber beachtet werden, dass Vertrauen des Kindes in den Arzt dann auch immer erst wieder neu aufgebaut werden muss. Nicht umsonst gehen manche Erwachsene, die unter Iatrophobie leiden, oft noch zu ihrem Kinderarzt, da sie nur diesem vertrauen.
Sehr geehrte Damen und Herren, ich habe auch in meiner Kindheit negative Erfahrungen mit Ärzten gemacht. Meine Eltern haben mich immer unter Heulen und Brüllen dort hingezwungen. Weglaufen hatte ich auch versucht, ergebnislos… Beim Zahnarzt konnte ich dann wenigstens den Mund schließen, sodass er nicht tätig werden konnte. Jedoch habe ich keine Angst vor dem Zahnarzt. Dies war nur eine Ersatzhandlung, um zu zeigen, dass ich mich doch gewissen Handlungen verweigern kann. Heute habe ich eine Nadelphobie. Alle Behandlungen lasse ich mir ohne Betäubung machen. So ist es auch selbstverständlich, dass ich meine Tochter „arztfrei“ aufwachsen ließ. Sollte bei mir mal eine OP anstehen werde ich diese verweigern. Sollte der Arzt sich nicht daran halten, so muss er mit einer Anzeige rechnen. Ich werde nun 40 Jahre alt und bestehe seit 21 Jahren auf Behandlungen ohne Spritze. So konnte bei mir keine Behandlung nach einer Fehlgeburt erfolgen, dabei bin ich fast verblutet. Auch bereits 2 vermutliche Blinddarmentzündungen habe ich so durchgestanden. Natürlich mit der Option eines Suizids für den Fall, dass die Schmerzen unerträglich werden.
Diese, doch sehr belastende, Phobie nur, weil meine Eltern der Meinung waren mich impfen lassen zu müssen. Das steht doch in keinem Verhälnis. Ich wollte den Kinderarzt wegen Körperverletzung anzeigen. Jedoch hat mir der Anwalt geraten dies zu unterlassen, weil meine Eltern ja den Wunsch hatten mich zu impfen. Folglich müsse ich meine Eltern anzeigen. Tatsächlich spielte ich lange Zeit mit dem Gedanken. Wenn auch nur um andere Eltern wachzurütteln, was sie Ihren Kindern damit antun können, wenn sie diese zwingen. Ich setze dieses Vorgehen mit einer Vergewaltigung gleich. Mir ist bewusst, dass dies keinen Strafbestand darstellt. Deshalb habe ich Probleme Mitleid mit Sexualopfern zu haben, welche Recht in Sachen „Misshandlung“ bekommen. Ich sehe mich auch als Opfer, jedoch ohne Lobby.
Viele Grüße
Natascha Arend