Die Agoraphobie oder Platzangst wird oft mit der Klaustrophobie verwechselt. Tatsächlich wird die Klaustrophobie allerdings als Raumangst bezeichnet, denn sie äußert sich als Angst vor Einengung oder als Angst vor Erstickung in kleinen oder abgeschlossenen Räumen. Die Agoraphobie bezeichnet das Gegenteil. Platzangst kann auftreten bei Aufenthalten an großen, weiten Orten, wie Marktplätze oder touristischen Attraktionen, bei langen Reisen und generell bei Orten, die vom jeweiligen zu Hause weit entfernt sind. Betroffene der Panikstörung machen sich Sorgen, bei etwaigen Vorfällen nicht schnell genug Hilfe erhalten zu können, bei Bedrohung nicht schnell genug flüchten zu können oder in peinliche Situation geraten.
Ursachen
Das Auftreten von Agoraphobie lässt sich oft auf Krisen des Betroffenen zurückführen, die als existentiell bedrohlich wahrgenommen wurden. Dies kann sowohl der Tod von sehr nahestehenden Personen aus der Familie oder dem Freundeskreis sein, sowie eine Trennung oder auch eine Erkrankung. Auch der Verlust der Arbeit, finanzielle Probleme oder Beziehungskrisen können die Angsterkrankung nach sich ziehen. In Folge solcher Ereignisse leiden die Betroffenen an mangelndem Selbstwertgefühl, überschätzen die Anforderung der Umwelt an sie beziehungsweise die Gefahr solcher Situationen wie Reisen oder ähnliches und unterschätzen zugleich ihre eigenen Möglichkeiten.
Symptome
Insofern gehen die Symptome der Agoraphobie mit einem offensichtlich beschädigen Selbstwertgefühl und möglichen Depressionen einher. Betroffene der Platzangst meiden öffentliche Plätze und unternehmen möglichst keine längeren Reise. Diese Vermeidungsstrategie kann sich ohne therapeutische Hilfe oder Hypnosetherapien sogar so steigern, dass Betroffene schon innerhalb ihres Hauses beim Gedanken daran, dieses zu verlassen, von Panikattacken heimgesucht werden und entsprechend ihr Haus kaum verlassen. Soziale Isolation ist somit auch ein Symptom. Zusätzlich kann übermäßiger Alkoholkonsum, Medikamentenmissbrauch wie Drogenkonsum ebenfalls ein Hinweis auf eine Agoraphobie sein, da diese Substanzen oft benutzt werden, um die Ängste kurzfristig zu umgehen oder zumindest zu relativieren. Von Platzangst Betroffene sind sich ihrer Angst normalerweise bewusst, sehen sich jedoch nicht in der Lage, diese selbst dauerhaft überwinden zu können. Stattdessen sind sie auf der Suche nach übersteigerter Sicherheit und Kontrolle.
Diagnose
Bereits 1971 beschäftigte sich Carl Friedrich Otto Westphal mit der Agoraphobie, wie später auch Sigmund Freud, der die Angsterkrankung jedoch auf eine Angst des Ichs vor den Ansprüchen der Libido zurückführte. Heute wird die Agoraphobie in Deutschland diagnostiziert, wenn der Patient mindestens zwei der folgenden Ängste aufweist: Angst vor Menschenmengen, Angst vor öffentlichen Plätzen, Angst vor Reisen zu weit von der Heimat entfernten Orten oder Angst davor, alleine zu reisen.
Therapie
Therapiert wird die Platzangst üblicherweise durch Expositionstherapie bzw. Konfrontationstherapie, die der kognitiven Verhaltenstherapie zuzuordnen sind. Dabei werden die Betroffenen in Begleitung des Therapeuten an einen öffentlichen Platz geführt und dort in seiner Begleitung der Angst ausgesetzt, bis diese überwunden ist. Dies kann ja nach Therapieart schrittweise erfolgen oder plötzlich und vollkommen. Auch die Integration des Therapeuten kann hierbei variieren. So kann er den Patienten unterstützend begleiten und beruhigen, oder sich aber im Hintergrund halten und den Patienten der Auseinandersetzung mit seiner Angst überlassen. Hintergedanke ist hier, dass der Patient durch die bewusste Auseinandersetzung mit seiner Phobie erkennt, dass diese keine reale Bedrohung darstellt und nachlässt. Erst nach dem Verfliegen der Angst, verlassen beide den Ort. Der Zeitaufwand und die Erfolgschancen können hier variieren. Hierbei handelt es sich im Vergleich zu Gesprächen um eine relativ aufwändige, jedoch auch relativ wirksame Therapiemöglichkeit. Auch eine Verschlimmerung der Agoraphobie ist dabei jedoch denkbar, wenn der Patient noch nicht bereit ist, sich seiner Platzangst zu stellen. Wichtig ist bei der Angstüberwindung vor allem, dass Vermeidungsverhalten konsequent vermieden werden muss. Dies bedeutet, dass der Patient sich nicht beispielsweise dadurch ablenken darf, dass er Musik hört oder eventuell sogar ganz den Platz verlässt. Die Rückfallrate bei der Therapie scheint jedoch auch nach Jahren nicht unbedeutend niedrig zu sein. Vor allem die Einnahme von Medikamenten während der Therapie kann hier schädlich werden, da bei einer Absetzung ein Rückfall wahrscheinlicher wird. Eine weitere Möglichkeit ist die Hypnosetherapie. Da es sich bei der Agoraphobie schließlich oft um eine Folgeerkrankung von traumatischen Erlebnissen oder Ereignissen handelt, kann die Hypnotherapie helfen, diese oft unbewussten Zusammenhänge aufzudecken. Die Therapie durch Hypnose kann also durchaus zu einer langfristigen Überwindung der Angst und zu einer Normalisierung des Alltags des Patienten beitragen.
Hallo,
sehr gut geschriebener Artikel über die Agoraphobie. Diese Konfrontation, die dort beschrieben wird, hat auch mir sehr geholfen. Habe lange Zeit unter einem Mix aus Agoraphobie, Panikattacken, Hypochondrie und generalisierter Angststörung gelitten. Bei mir war es sehr schwer die einzelnen Krankheiten voneinander abzugrenzen. Geht vermutlich vielen Menschen so.
Heute geht es mir wieder gut und da bin ich sehr froh drüber. Die Agoraphobie & Co. waren extrem belastend.
Viele Grüße.
Sebastian
Bei mir ist es ebenfalls eine Agoraphobie mit Hypochondrie, panikstörung und genereller Angst.
Ich habe stets Angst einen bedrohlichen körperlichen Zustand zu erlangen, denn ich kann die Gefahr bei sowas nicht einschätzen und würde egal wie schlimm es mir geht nie jemanden um Hilfe bitten – ich würde bis ich wirklich sterbe oder umfalle, immer sitzenbleiben oder stehenbleiben und so still wie möglich sein, nur aus der großen Angst, sich peinlich zu benehmen.
Ich gehe jetzt auch in eine Tagesklinik aus dem Grund. Ich will endlich mal Freunde besuchen können und nicht immer alles verpassen. Ich bin erst 18 Jahre alt und ich finde da sollte man noch keine Angst haben zu sterben, nur weil man vor die Tür geht.
Hallo, Sie schreiben „Bereits 1971 beschäftigte sich Carl Friedrich Otto Westphal mit der Agoraphobie, wie später auch Sigmund Freud“
Es müsste 1871 statt 1971 heissen.
freundliche Grüsse
Reto Bertani
Leide seit einem Jahr mehr oder weniger an Agoraphobie, zudem noch Klaustrophobie und hypochonderische Anfaelle. Aus dem Haus zu gehen, vorallem in gewisser Entfernung faellt mir schwer. Ich fuehle mich anderen Menschen grundlos ausgeliefert. Ich recherchiere schon seit langem um mich besser zu informieren und fand diesen Artikel sehr hilfreich.